top of page

Wie unsere Denkweise unsere Gehirngesundheit beeinflusst

Achte auf deine Gedanken, sie werden zu Worten. Achte auf deine Worte, sie werden zu Handlungen. Achte auf deine Handlungen, sie werden zu Gewohnheiten. Achte auf deine Gewohnheiten, sie werden zu Charaktereigenschaften. Achte auf deinen Charakter, er wird dein Schicksal.“  — Johann Wolfgang von Goethe

Was ist ein Growth Mindset /eine Wachstums Mentalität?


Unser Mindset ist unsere Denkweise oder Einstellung. Das Mindset beeinflusst, wie wir Objekte und Ereignisse wahrnehmen und interpretieren. Dies wiederum beeinflusst unsere Motivation und unser Verhalten. Wenn man zum Beispiel anfangen möchte, mehr Sport zu treiben, können einem Gedanken wie: „Das ist zu anstrengend“, „Ich kann das nicht“, „Die anderen sind viel sportlicher“, die Motivation rauben, noch bevor man auch nur den ersten Schritt getan hat. Um solchen Gedanken entgegenzuwirken und die Motivation wieder zu erwecken, kann man sie bewusst umschreiben in: „Ich kann an dieser Anstrengung wachsen“, „Ich kann besser werden“, „Andere zeigen mir, was möglich ist“. Fühlt sich besser an, oder? Diese motivierenden Gedanken summieren sich zum Growth Mindset, einer wachstumsorientierten Denkweise.




Wie unsere Gedanken Körper und Geist beeinflussen

Unsere Gedanken haben einen erheblichen Einfluss auf unsere körperliche und psychische Gesundheit. Die Psychoneuroimmunologie ist die Forschungsrichtung, die sich mit der Wechselwirkung zwischen der Psyche, dem Nervensystem und dem Immunsystem beschäftigt. Studien zeigen, wie eine pessimistische Lebenseinstellung eine Stressreaktion im Körper auslösen kann, die mit erhöhten Entzündungswerten und einem geschwächten Immunsystem einhergeht. Langfristig kann die Gewohnheit, Erlebnisse überwiegend negativ zu bewerten, zu einem Volumenverlust im Hippocampus führen, also dem Bereich des Gehirns, der für viele Gedächtnisprozesse verantwortlich ist. Eine positive Denkweise wirkt sich ebenso positiv auf unsere Gehirngesundheit und verschiedene Gehirnfunktionen aus. Auch die Psyche wird vom Mindset beeinflusst. Wer pessimistisch denkt, oft die schlimmsten Zukunftsszenarien erwartet, hat es schwerer, seine Gefühle zu regulieren und negative Emotionen abzubauen. Daher können Menschen mit einer wachstumsorientierten Einstellung besser mit Schicksalsschlägen umgehen und sind weniger anfällig für psychische Erkrankungen.


Der Hippocampus ist ein Bereich des Gehirns, der als Arbeitsspeicher fungiert und für Prozesse des Kurz- sowie Langzeitgedächtnisses verantwortlich ist.


 

Growth Mindset und gesundes Altern

Es ist eine relativ neue Erkenntnis, dass unser Gehirn bis ins hohe Alter neue Verknüpfungen bilden kann. Diese Flexibilität des Gehirns ermöglicht es uns, auch im Alter Neues zu lernen und Gewohnheiten zu ändern. Ebenso können wir unsere Denkweise verändern, denn ein Growth Mindset bringt uns auch im Alter mehr Lebensqualität. So zeigen Studien, dass Menschen aus Kulturen mit einer überwiegend negativen Einstellung zum Altern später größere Gedächtnisprobleme haben.


Studie:


Ein besseres Gedächtnis und ein gesunder Stoffwechsel im Gehirn werden also durch eine positive Einstellung zum Altern gefördert. Wie kann so eine positive Einstellung aussehen? Ermutigende Gedanken und herausfordernde Aktivitäten können uns an unsere eigenen Möglichkeiten und Fähigkeiten erinnern. Um das Gefühl der Selbstbestimmung zu erhalten, ist es hilfreich, im Alltag möglichst viel Eigenverantwortung zu übernehmen. Das kann die Planung eines Familien- oder Freundschaftstreffens sein oder die Teilnahme an einem Sportverein. Natürlich können uns andere Menschen unterstützen und beraten, aber es ist wichtig, die eigenen Fähigkeiten so gut wie möglich auszuleben, um sie zu erhalten.


 

Welchen Einfluss hat unsere Einstellung auf unser Handeln?

Unsere Gedanken haben einen starken Einfluss auf unsere Motivation, dies ist auf einen Mechanismus im Gehirn zurückzuführen. Wenn wir ein Ziel als nicht erreichbar oder kaum machbar einstufen, hemmt das Gehirn unsere Motivation, um unsere Ressourcen zu sparen. In der Tierwelt wird der Verlierer eines Paarungsstreites um ein Weibchen normalerweise keinen zweiten Versuch starten und aufgeben, um Verletzungen und schlimmstenfalls seinem Tod zu entgehen. Studien haben gezeigt, dass bei diesen Tieren derselbe Hirnbereich aktiviert wird, der auch beim Menschen bei einer empfundenen Niederlage oder Überforderung aktiv ist. Dieser Mechanismus versucht uns so vor Schmerzen oder dem Verlust von Energie, Zeit oder anderen Ressourcen zu schützen. Wenn wir als Hobbyspieler gegen einen Weltmeister Schach spielen, wissen wir, dass wir kaum eine Chance haben zu gewinnen. Wenn wir nicht gewinnen können und es uns nur um das Preisgeld geht, ist der Aufwand umsonst und unsere Motivation, ein solches Spiel zu spielen, eher gering. Was aber, wenn wir nicht spielen, um zu gewinnen? Wenn wir das Schachspiel als eine Lernerfahrung betrachten, bei der wir uns Strategien von einem Profi abschauen können, sind unsere Zeit und Energie gut

investiert.


 

Niederlage oder Lernerfahrung?


Die Art und Weise, wie wir Fehler bewerten, entscheidet oft darüber, wie wir in Zukunft auf die gleiche Situation reagieren oder ob wir uns ihr überhaupt noch einmal aussetzen wollen. Wenn wir zum Beispiel einmal Schwierigkeiten haben, uns zu orientieren, oder wenn wir den Namen unseres Gesprächspartners vergessen haben, reagiert das Gehirn oft automatisch. Gedanken wie „Oh Gott, das ist mir so peinlich“ oder „Wäre ich doch lieber zu Hause geblieben“ können auftauchen. Scham, Unsicherheit und die Angst, sich zu blamieren, können zu Fesseln werden, die uns in eine immer enger werdende „Komfortzone“ zwingen. Wenn wir solche Gedanken bewusst wahrnehmen, können wir eingreifen und unsere automatischen und oft unterbewussten Reaktionen bewusst verändern. Statt mit Selbstzweifeln können wir uns zum Beispiel mit Sätzen wie „Fehler sind menschlich“ oder „Ich kann lernen, wie ich mir Namen besser merken kann“ konfrontieren. Damit wir uns wieder positiv orientieren und Selbstbestimmung erfahren können.


 

Wie wir eine wachstumsorientierte Einstellung fördern können




Hier sind einige Beispiele, wie du deine Denkweise im Alltag optimieren und deine Gehirngesundheit fördern kannst:


  • Setze dir realistische Ziele.

    Zum Beispiel: Mache jeden Tag einen kleinen Spaziergang.          

    Erreichbare Ziele und Erfolgserlebnisse sind wichtig, um deinen Selbstwert zu stärken.

  • Nimm Herausforderungen an.

    Beispiel: Nimm eine neue Aktivität in deinen Alltag auf.

    Wie bereits erwähnt, ist das Ausschöpfen der eigenen Fähigkeiten ein wichtiger Bestandteil zum Erhalt der Selbstbestimmung und auch der Gehirngesundheit.

  • Sei offen für Feedback.

     Beispiel: Hol dir Feedback von Freunden oder der Familie.

     Deine Offenheit fördert deine Lernbereitschaft.

  • Praktiziere Dankbarkeit

    Beispiel: Erinnere dich jeden Abend an die positiven Ereignisse des Tages.

    Dankbarkeit sensibilisiert deine Wahrnehmung für die schönen Dinge im Leben.

  • Feiere Erfolge, auch kleine.

    Beispiel: Belohne dich für kleine Fortschritte.

    Erfolgserlebnisse motivieren dich für zukünftige Herausforderungen und stärken dein Selbstvertrauen.

  • Übe regelmäßig geistige Tätigkeiten.

    Beispiel: Kreuzworträtsel, Sudoku oder Gedächtnisspiele.

    Rätsel und Spiele halten dein Gedächtnis und andere Gehirnfunktionen fit.

  • Pflege soziale Kontakte.

    Beispiel: Triff dich regelmäßig mit Freunden und Familie.

    Sozialer Austausch ist wichtig für deine geistige, seelische und auch körperliche Gesundheit.

  • Bleibe neugierig und wissbegierig.

    Beispiel: Besuche Vorträge, Kurse oder lese Bücher.

    Wissbegierde fordert und fördert dein Gedächtnis.


 




Wir können also feststellen, dass wir gesünder und glücklicher leben können, wenn wir unsere Denkweise und unsere Gefühle in Bezug auf das Älterwerden verändern.  Ein Growth Mindset kann Menschen helfen, länger zu leben und ihre geistige Gesundheit zu erhalten. Eine positive Einstellung ist in jedem Alter von großem Nutzen und kann jederzeit erworben werden. Nun ist es an dir, das Wissen in die Tat umzusetzen. Du kannst dir einen der Tipps aussuchen und gleich loslegen. Viel Erfolg!






Bei HirnXund verfolgen wir einen ganzheitlichen Ansatz, der Körper, Geist und Seele miteinbezieht. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Aktivierung und Förderung des Gedächtnisses. Informationen über unsere Gedächtnistrainings im Einzelsetting oder interaktive Gruppenveranstaltung erhalten sie auf unserer Website


 

Quellen

Pagnini F, Cavalera C, Volpato E, Comazzi B, Vailati Riboni F, Valota C, Bercovitz K, Molinari E, Banfi P, Phillips D, Langer E. Ageing as a mindset: a study protocol to rejuvenate older adults with a counterclockwise psychological intervention. BMJ Open. 2019 Jul 9;9(7):e030411. doi: 10.1136/bmjopen-2019-030411. PMID: 31289097; PMCID: PMC6615788.


McGarrigle CA, Ward M, Kenny RA. Negative aging perceptions and cognitive and functional decline: Are you as old as you feel? J Am Geriatr Soc. 2022; 70(3): 777-788. doi:10.1111/jgs.17561


Bobinet K, Greer SM. The Iterative Mindset Method: a neuroscientific theoretical approach for sustainable behavior change and weight-loss in digital medicine. NPJ Digit Med. 2023 Sep 26;6(1):179. doi: 10.1038/s41746-023-00910-y. PMID: 37752181; PMCID: PMC10522664.


Schlosser M, Demnitz-King H, Whitfield T, Wirth M, Marchant NL. Repetitive negative thinking is associated with subjective cognitive decline in older adults: a cross-sectional study. BMC Psychiatry. 2020 Oct 9;20(1):500. doi: 10.1186/s12888-020-02884-7. PMID: 33036587; PMCID: PMC7547434.


Aschbacher K, Epel E, Wolkowitz OM, Prather AA, Puterman E, Dhabhar FS. Maintenance of a positive outlook during acute stress protects against pro-inflammatory reactivity and future depressive symptoms. Brain Behav Immun. 2012 Feb;26(2):346-52. doi: 10.1016/j.bbi.2011.10.010. Epub 2011 Nov 18. PMID: 22119400; PMCID: PMC4030538.


Maydych V. The Interplay Between Stress, Inflammation, and Emotional Attention: Relevance for Depression. Front Neurosci. 2019 Apr 24;13:384. doi: 10.3389/fnins.2019.00384. PMID: 31068783; PMCID: PMC6491771.



 


Foto Elisabeth Linser, HirnXund
Elisabeth Linser, Blogbeitrag Oktober 2024


Blogbeitrag verfasst von Elisabeth Linser


Elisabeth Linser ist Psychologiestudentin im Bachelorstudium und absolviert aktuell ihr Praktikum bei HirnXund. Mit ihrer Leidenschaft für Pflanzenheilkunde und kognitive Gesundheit bringt sie frische Perspektiven und wertvolles Wissen in unser Team ein.


Comments


bottom of page